Im Zuge der Defossilisierung unseres Energiesystems muss eine gigantische Aufgabe bewältigt werden, die von den Skeptikern und Verhinderern immer gerne süffisant in die Worte gekleidet wird: Wind weht nicht immer, und nachts scheint keine Sonne. Das vielbeschworene Schreckgespenst der “Dunkelflaute” dient immer als Blaupause, um wahlweise das Frieren im Winter oder andere Horrorszenarien genüßlich auszumalen.
Jenseits aller Aufmerksamkeitshascherei bleibt trotzdem die Aufgabe, eine volatile Produktion mit einer anders geformten Abnahmekurve in Einklang zu bringen.
Wie in einem Brennglas zeigt sich das am Beispiel einer Kommune, die den öffentlichen Nahverkehr mit Wasserstoffbussen emissionsfrei modernisieren will – wobei der dazu benötigte grüne Wasserstoff von einem Windpark vor Ort kommen soll.
Mit den in PPAs üblichen Konditionen über Liefertreue – 99,5% – ergibt sich rechnerisch im schlimmstenfall ein Produktionsausfall von 1,7 Tagen pro Jahr. Schwierig für den öffentlichen Nahverkehr der Kommune, denn die Busse müssen ja fahren. Alternativen wie eine Ersatz-Dieselflotte sind kaum realistisch, und grauer Wasserstoff als Notvorrat war nicht gewollt.
Eine Analyse der letztjährigen Winderzeugungsprofile hat ergeben, dass sich nur mit erheblichen Zwischenlagerkapazitäten die erwartbare Liefertreue auf 99,99% heben lässt.
Auch Batteriespeicher, die vor die Wasserstoffproduktion geschaltet werden, können dazu beitragen, die volatile Erzeugungskurve zu glätten und damit eine konstantere Wasserstoffproduktion zu erlauben. Bleibt die Hoffnung, dass langfristig ein Wasserstoffversorgungsnetz solche lokalen Erzeugungslücken auch z.B. durch Importmengen wird ausgleichen können.
Aber jenseits des Ausgleichs von Tagen ohne Sonne und Wind steht das viel größere Problem der saisonalen Speicherung von Energie aus den sonnenreichen Sommermonaten für den Wärmebedarf im kalten Winter. Diese saisonalen Speicher erfordern nicht nur aufgrund des absoluten Bedarfs große Kapazitäten, sondern sollten in der Lage sein, in Spitzenzeiten überschüssigen Strom einzulagern – in Form von Wasserstoff, komprimierter Luft, Wasserlageenergie… wir werden für die Defossilisierung des Gesamtenergiesystems alle Technologien nutzen müssen.
Speichertechnologien werden in den nächsten Jahren boomen – dezentral, klein bei den Erzeugungsanlagen, zentral und groß z.B. als Kavernenspeicher, und gegebenenfalls sogar bei stromintensiven Abnehmern, die sich so mit dynamischen Tarifen eher in Zeiten günstigen Stroms versorgen können und dadurch aktiv zum Angleichung von Abnahme und Verbrauch beitragen können.
Zu schade, dass nach dem gegenwärtigen Stand der Regulatorik Betreiber von Speichertechnologien noch immer nicht von den Umlagen des Strombezugs befreit sind. Höchste Zeit, da nachzusteuern – und das Potential für die massenhafte Speicherung von Strom von der Kette zu lassen.
#Energiewende#Speichertechnologien