Die Illusion vom gerechten Preis

Immer wieder – jüngst in der Diskussion um den Tankrabatt – lässt sich ein Irrtum in der Diskussion bemerken, der eigentlich gerade bei einer wirtschaftsfreundlichen Partei wie der FDP nicht passieren dürfte: Die Annahme, dass, wenn man die Produktionskosten – oder auch die Steuern darauf – senkt, auch der Preis automatisch sinken müsse. Wer so argumentiert, entblößt, dass er an ein Konzept eines “gerechten” oder “angemessenen” Preises glaubt, d.h. der Preis spiegele irgendwie linear die Produktionskosten (im besten Falle vielleicht zzgl. einer (geringen) Gewinnmarge) wieder.

Wie aber sieht die Realität aus? In den Wirtschaftswissenschaften ist es seit Generationen Gemeinplatz: Der Preis wird eben nicht durch die Produktionskosten, sondern durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Er wird also freihändig irgendwie “ausgehandelt”. Natürlich spielen die Produktionskosten eine Rolle – langfristig wird niemand zu einem Preis verkaufen, zu dem er drauflegt. Aber eben gegebenenfalls nur langfristig. Auf jeden Fall gilt der Umkehrschluss nicht: Wenn die Produktionskosten sinken, aber der Wettbewerb fehlt – dann fehlt auch der Anreiz, den Preis zu senken. Oder, um am Beispiel des Tankrabatts zu bleiben: Wenn die Konsumenten sich einmal an Dieselpreise von 2 € gewöhnt haben und die Anbieter feststellen, dass sich die Abnahmemenge zu diesem Preis nicht drastisch reduziert, warum sollten sie dann den Preis senken, wenn die Produktionskosten sinken?

Man sollte denken, dass dies eigentlich ein No-Brainer ist. Scheint aber nicht so, wenn man so oft die Verwunderung sieht: Warum bleiben jetzt die Energiekosten so hoch? Und die Bankgebühren? Wir haben doch keine Negativzinsen mehr… die simple Antwort: Weil der Verbraucher sich daran gewöhnt hat bzw. nichts dagegen machen kann (oder es zumindest glaubt, nichts machen zu können….)